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Hillern, Wilhelmine von

Die Geierwally (Die Geier-Wally)
Schauspiel in fünf Akten, einem Vorspiel und einem Epilog , in hochdeutscher Sprache, nach dem Roman gleichen Namens. Extempore am Ende des Schauspieles
(Die Geier-Wally, Geierwally)

Sprechtheater
Freilicht, Schauspiel, Volksstück

Bearbeiter:in(nen): Rathgeber, Helmut Walter, Dr. phil.

Werkangaben: Die Geier-Wally. Eine Geschichte aus den Tyroler Alpen Paetel, Berlin 1875
Dekorationshinweis: Dekorationen beliebig, auch mit nur einer Dekoration möglich, 5 Dekorationen
Besetzungshinweis: beliebig

Publikation: Die Geier-Wally. Eine Geschichte aus den Tyroler Alpen Paetel, Berlin 1875
Zusatzinformation: in hochdeutscher Sprache, jedoch werden zusätzlich bayerische Dialoge angeboten, also wahlweise mit mit Dialogen in bairisch-österreichischem Deutsch, bearbeitet von dem gebürtigen Tegernseer Germanisten Dr. phil. Helmut Walter Rathgeber mit oberöstereichischen Wurzeln ("native speaker")
Darsteller beliebig
Regie-Option: Extempore als Einlage am Ende dieses Schauspieles, welches tragische und komische Elemente enthält; die Schauspieler können dann aus dem Stegreif spielen.
Rechtevertretung: Bengelmann Theater Verlag
Dauer: 120 min, abendfüllend

Aufführungsgeschichte:
frei zur UA
Frei zur UA

In TTX seit: 29.02.2024

Die Geier-Wally (Die Geierwally; Geierwally): Spannende, völlig neue, moderne, jedoch streng werkgetreue Romandramatisierung der durch Roman und zahlreiche Verfilmungen weltbekannten alpenländischen Geschichte in hochdeutscher Sprache, wahlweise jedoch mit Dialogen in bairisch-österreichischem Deutsch, bearbeitet von dem Tegernseer Germanisten Dr. phil. Helmut Walter Rathgeber mit oberöstereichischen Wurzeln ("native speaker")

Zu dieser Bühnenfassung des Romanes „Geierwally“ von Wilhelmine von Hillern:
Der titelgebende zahme Geier im Besitz der reichen Bauerntochter Wally ist nur eine Nebengeschichte, der riesige Lämmergeier mit einer Flügelspannweite bis zu drei Metern spielt die Rolle eines Haustieres, vergleichbar etwa mit einem riesigen, lieben und treuen Hund.

Zentrales Thema in Wilhelmine von Hillerns Roman und Schauspiel ist der einer Frau mit Gewalt aufgezwungene Gatte, also die Zwangsverheiratung. Richard Wagner's "Walküre", die Geschichte des liebenden Geschwisterpaares Siegmund und Sieglinde, ist hierfür paradigmatisch. Bei Richard Wagner ist Hunding der Sieglinde gegen ihren Willen aufgezwungene Gatte, Siegmund ist der Befreier. Bei der Geier-Wally von Wilhemine von Hillern entspricht die Wally der Sieglinde, wobei die Wally jetzt viel stärker ist als die Sieglinde, denn Wally braucht keinen Mann als Befreier, sie ist bärenstark und befreit sich selbst. Dem bösen Vater, der seiner Tochter einen ungeliebten Mann aufzwingen will, aus vermögensrechtlichen Gründen (bei der Agnes Bernauer ist es die Staatsraison, die zur Ermordung der Bernauerin zwingt), entspricht der Hunding. Hunding ist der Schurke. Ähnlich ist es auch bei Herman von Schmid's "Z'widerwurz'n", denn in diesem Roman und Stück gibt es gleich zwei Oofer, nämlich die erzwungenermaßen ehelos gebliebene Schwester des Großbauern und dessen Tochter Stasi.

Der „rote Faden“ der berühmten, oft verfilmten und im Theater gespielten Geschichte ist ein Konflikt zwischen dem Vater, dem reichen Stromminger-Bauern, und seiner aufsässigen, freiheitsliebenden Tochter Wally, wenn es um die Eheschließung geht, und um die Frage, ob ein Vater nach altem Brauch das Recht hat, den künftigen Ehemann seiner Tochter auszusuchen. Es geht also um die Emanzipation der Frau, um die Akzeptanz des Freien Willens der Frau durch die gesellschaftlichen Normen und Werte. In dieser Hinsicht weist die Geschichte der „Geierwally“ in dem 1875 erschienenen Roman von Wilhelmine von Hillern unverkennbare Ähnlichkeiten mit der Geschichte der „Z’widerwurz’n“ ( = „Zuwiderwurzen“) von Herman(n) von Schmid, die als Fortsetzungsroman in der „Gartenlaube“ 1871 erschienen ist, auf. Beide Romane und die jeweiligen Bühnenfassungen hierzu waren sehr, sehr erfolgreich. Im Bengelmann Theater Verlag sind die Bühnenfassungen zur "Geierwally" und zur "Zuwider-Wurzen" (Zuwiderwurzen, Z'widerwurz'n) erhältlich.
Der wichtigste Dialog, gleichsam der "Schlüsseldialog" für das Geschehen bei der "Geierwally":
Der Bauer Stromminger (steht bei seiner Tochter Wally und dem reichen Bauernsohn Vinzenz) : „Wally! Der Vinzenz will dich heiraten! Er hat mei‘ Wort ─ und nächstes Monat wird de Hochzeit sein“.
Wally (bebend vor Angst und Schrecken, zu Vinzenz): „Vinzenz, ich bitt‘ dich, geh‘ nach Haus‘, i kann nie und nimmer dei‘ Frau werd’n. Du wirst doch hoffentlich ned woll’n, daß mi der Vatta zwingt, i sag dir’s aber nochamoi, i mag di ned“.
In hochdeutscher Sprache:
„Wally! Der Vinzenz will dich heiraten! Er hat mein Wort ─ und nächstes Monat wird die Hochzeit sein“.
Wally (bebend vor Angst und Schrecken, zu Vinzenz): „Vinzenz, ich bitt‘ dich, geh‘ nach Haus‘, ich kann nie und nimmer deine Frau werden. Du wirst doch hoffentlich nicht wollen, daß mich der Vater zwingt, ich sag dir’s aber nochmals, ich mag dich nicht“.
Was ist eine "werkgetreue" Bühnenbearbeitung des Romans? Ganz einfach, pars pro toto: In diesem Bühnenstück werden die Handlungszusammenhäge des Romans nicht verändert, also: Die Wally lernt im Stück den Bärenjoseph nicht etwa in der Steilwand kennen, sondern - wie eben im Roman - auf dem Kirchplatz, und die Afra ist im Stück eben genauso wie im Roman die Halbschwester vom Joseph und nicht dessen uneheliches Kind. Wie wichtig der Begriff „werkgetreu“ ist, wird einem erst so richtig bewußt, wenn man folgende Überlegung anläßlich etlicher bekannter, durchaus spannender und hervorragender Verfilmungen und Bühnenbearbeitungen anstellt: Wenn der sogenannte Bären-Joseph im Originaltext bei Wilhelmine von Hillern die große Liebe der Wally ist, ein armer Jäger, der für Wallys Vater nicht als Schwiegersohn in Frage kommt, und wenn Wallys Vater, also der reiche Stromminger-Bauer, seine Tochter Wally mit einem reichen Bauern zwangsverheiraten will, den Wally nicht liebt, -.im Originaltext, wohl gemerkt -, und wenn dann in einer Neubearbeitung für Film oder Bühne die Handlung völlig anders ist, also z. B. der ehemalige Bären-Joseph zum reichen Großbauern mutiert, den der verschuldete Vater Wallys gerne als Schwiegersohn hätte, oder wenn der geliebte Joseph stirbt, dann fragt es sich doch, ob dies noch das Werk Wilhelmine von Hillerns ist.
(Auszug aus einem Essay von Dr. phil. Pauline Bengelmann, Sarah Bengelmann-Bezalel und Dr. phil. Knut Bengelmann, London)

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